Wunschkunde – oder: jede Betreuungsanfrage annehmen?

 

“Ich arbeite die ganze Woche – 40 Stunden – aber es bleibt irgendwie nichts hängen. Als ich angefangen habe, war ich froh um jede Betreuungsanfrage die gekommen ist und ich bin ja flexibel in der Betreuung. Aber irgendwie kommt am Ende des Monats einfach zu wenig auf dem Konto an.”

Diese Aussagen höre ich nicht in meiner Beratungspraxis nicht nur einmal, sondern es ist ein klassischer Einstieg in die Beratung ca. ein Jahr nach dem Start. Ja, wir beraten auch bereits tätige Tagespflegepersonen, nicht nur am Anfang. Also was ist da passiert? Wie kann es sein, dass Du viel arbeitest, aber zu wenig dabei rum kommt. Ok, das geht vielen anderen auch so, aber wir wollen uns jetzt erstmal anschauen, wie Du dieser Falle entkommen kannst.

Musst Du alle Betreuungsanfragen, die an Dich herangetragen werden, auch annehmen?

Viele frische Kindertagespflegepersonen denken, dass sie jeden Kunden nehmen müssen, dass sie dazu verpflichtet sind. Gerade wenn die Betreuungsanfragen vom Jugendamt, dem Tageselternverein oder dem Kooperationspartner kommen.

Schauen wir uns das mal genauer an:

Wenn eine Betreuungsanfrage vom Jugendamt oder Tageselternverein kommt, wurde meist eine Vorauswahl getroffen. Die Fachberaterinnen haben die Betreuungsanfrage der Eltern bekommen und geschaut, welche Tagespflegeperson dafür am besten passt. Dann wurdest Du informiert und nun liegt der Ball bei Dir.

Du wirst nun die interessierten Eltern kennenlernen und Du entscheidest dann, ob es von den Werten, den angefragten Betreuungszeiten und der Gruppendynamik Deiner Kindertagespflege passt. Wenn nicht, dann kannst Du selbstverständlich eine Betreuungsanfrage auch ablehnen.

Wenn die Betreuungsanfrage von Deinem Kooperationspartner kommt, dann sieht es etwas anders aus. Je nach Ausgestaltung des Kooperationsvertrages bist Du verpflichtet, dieses Kind aufzunehmen. Deshalb ist es so wichtig, dass die Rahmenbedingungen einer Kooperation sehr klar definiert sind und Du in den Verhandlungen für Deine Interessen einstehst. ❣️ Kleiner Tipp: Vorbereitung ist da alles!

Aber wie kommst Du denn nun noch an Kunden?

In erster Linie durch Dein persönliches Engagement. Am Anfang heißt das: Werbung für Dich und Deine Kindertagespflege machen. Werbung funktioniert allerdings nur, wenn sie auf Deine Wunschkunden zugeschnitten ist.

Da ist es wieder – das Wort Wunschkunde 😍

Was ist denn nun ein Wunschkunde?

Ein Wunschkunde ist der ideale Kunde, mit dem Du am liebsten zusammenarbeiten möchtest. Da geht es in erster Linie erstmal nur um Dich – da musst Du keine Erwartungen von anderen erfüllen. DU entscheidest, mit wem Du arbeiten willst und je klarer Du dabei bist, desto einfacher wird die Werbung im nächsten Schritt.

Wichtig: Du musst niemanden sagen, wer Deine Wunschkunden sind (außer, Du schreibst einen Businessplan, da wird danach gefragt)!

Ich hatte z.B. eine Tagespflegeperson, die am liebsten mit sehr jungen Müttern als abgebendes Elternteil gearbeitet hat. Warum? Weil sie einen guten Draht zu den jugendlichen Müttern aufbauen konnte und auch auf dieser Ebene ihre Kompetenzen einsetzen konnte. Es hat ihr einfach Spaß gemacht 👍

Eine andere Tagesmutter wollte am liebsten mit Eltern aus Pflegeberufen arbeiten. Warum? Weil sie selbst ursprünglich aus dieser Branche kam und sich eine gute Betreuung für ihre Kinder am frühen Morgen gewünscht hätte. Außerdem ist sie Frühaufsteherin.

Ein Tagesvater hatte als Wunschkunden Eltern, die im Einzelhandel arbeiten. Warum? Weil er am liebsten am Abend und am Wochenende betreut hat – er hatte am Vormittag noch eine andere Verpflichtung.

Du siehst, ein Wunschkunde, eine Wunschkundin kann jeder und jede sein. Da gibt es kein richtig oder falsch, es gibt kein „das ist aber nicht korrekt, wenn Du den oder den nicht haben willst“ – es gibt nur ein echtes JA von Dir zu einer bestimmten Gruppe von Menschen.

Wie sieht Dein Wunschkunde aus?

Wenn Du darauf eine Antwort hast, wirst Du viel klarer entscheiden können, ob eine Betreuungsanfrage zu Dir und Deiner Arbeit passt oder nicht.

Wenn Du drauf eine Antwort hast, wirst Du in Deiner Werbung viel klarer sprechen können und genau diese Wunschkunden fühlen sich angesprochen.

Normalerweise ist ein JA einem anderen gegenüber, ein NEIN Dir gegenüber. Wenn Du allerdings nur noch Anfragen von Deinen Wunschkunden bekommst, wird ein JA zu dieser Betreuungsanfrage auch ein JA zu Dir.

Übrigens, im Businessplan heißt der Wunschkunde Zielgruppe 😉

Viel Freude bei Deinen Wunschkunden wünschen Gabriele und Manuela

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