Tagesmütter wissen es bereits: Die Kindertagespflege befindet sich aktuell in einem nie dagewesenen Umbruch.
Zum einen kommen zu wenige Tagesmütter und Tagesväter nach, da die Qualifizierung umfangreicher geworden ist. Zum anderen hören aktuell viele Tagespflegepersonen auf, da die Kosten durch Inflation und Energiekrise kaum noch zu stemmen sind.
Beide Gründe führen dazu, dass es weniger Betreuungsplätze gibt und das ist wirklich schade.
Aber muss das sein?
In diesem Artikel bekommst Du Anregungen, welche alternativen Möglichkeiten Dir vielleicht zur Verfügung stehen.
3 Möglichkeiten, die eigene Kindertagespflege neu aufzustellen
Hast Du schon mal darüber nachgedacht, Deine Betreuungsplätze Unternehmen anzubieten?
Unternehmen sind die Arbeitgeber Deiner abgebenden Eltern und diese haben großes Interesse daran, dass die Betreuung flexibel, zuverlässig und dauerhaft geregelt ist. Merkst Du was?
Das sind genau die Attribute, die Du in der Kindertagespflege immer findest: eine flexible, zuverlässige und liebevoll Betreuung in der Kleingruppe für Kinder (meist) unter drei Jahren.
Warum nicht mal beides zusammenbringen?
In meiner bisher 11-jährigen Beratungspraxis hatte ich auch schon mit einigen Unternehmen zu tun. Und da gab es ein sehr interessantes Phänomen:
Wenn man da von Kinderbetreuung gesprochen hat, wurde damit automatisch eine Kita oder ein Betriebskindergarten in Verbindung gebracht. Und dann kamen all die Argumente, die gegen eine betriebliche Kinderbetreuung sprechen:
- Wir haben keinen Platz dafür.
- Wir haben zu wenig Kinder, damit sich das rechnet.
- Wir haben kein Budget dafür.
- Das dauert einfach zu lang.
Wenn ich dann das System der Kindertagespflege angesprochen habe, war das Staunen groß.
Warum?
Weil Unternehmen nur in Ausnahmefällen wissen, was Kindertagespflege ist und welche Möglichkeiten sich dafür bieten.
Ja, da musst Du Aufklärungsarbeit leisten. Klinken putzen. Mit Ansprechpartnerin in Unternehmen sprechen. Dich verkaufen.
Doch es lohnt sich!
Mit Unternehmen kannst Du Kooperationen vereinbaren und dann bekommst Du mehr Planungssicherheit.
Hier drei Möglichkeiten, wie Du mit einem Unternehmen kooperieren kannst:
1. Verkaufe Betreuungsplätze an Unternehmen
Je nachdem, wie viel Kinder Du zeitgleich betreuen darfst, kannst Du ein oder mehrere Betreuungsplätze an Unternehmen „verkaufen“.
Dafür kalkulierst Du, wie viel ein Platz in Vollauslastung wert ist (gerne werden dafür die laufenden Geldleistungen als Kalkulationsgrundlage genommen).
Ein Betreuungsplatz kostet somit diesen kalkulierten Betrag und Dein Verhandlungsziel ist, diesen Betrag jeden Monat für diesen Platz zu bekommen.
Wenn der Platz nicht belegt ist, zahlt das Unternehmen den kompletten Betrag an Dich.
Wenn der Platz belegt ist und die Eltern die laufenden Geldleistungen beim Jugendhilfeträger beantragt haben, zahlt das Unternehmen nur die Differenz zwischen dem gezahlten laufenden Geldleistungen und dem vereinbarten Preis pro Platz.
Vorteil für die Unternehmen:
Sie können bei ihren (zukünftigen) MitarbeiterInnen Pluspunkte sammeln und die Kosten dafür sind überschaubar.
Wenn das Angebot angenommen wird, reduzieren sich die Kosten für das Unternehmen.
Vorteil für die Eltern:
Betreuung in einer kleinen Gruppe, meist in der Nähe des Arbeitgebers.
Vorteil für Dich:
Du bekommst Planungssicherheit, da die verkauften Plätze jeden Monat den gleichen Betrag einbringen.
Nachteil:
Dafür musst Du Überzeugungsarbeit bei den Unternehmen leisten – die Kindertagespflege ist dort nicht so bekannt, wie Du annimmst.
2. Biete Betreuungsplätze für den Notfall an
Je nachdem, was Deine Pflegeerlaubnis Dir erlaubt: Du kannst einen oder mehr Plätze als Notfallplätze für Unternehmen freihalten.
Kinder kommen dann zu Dir, wenn die reguläre Betreuung ausfällt.
Für dieses „Freihalten“ wird eine Pauschale mit dem Unternehmen vereinbart.
Vorteil für die Unternehmen:
Ihre Mitarbeiter kommen zur Arbeit, auch wenn die reguläre Betreuung ausfällt. In der aktuellen Situation des Fachkräftemangels sowohl in Unternehmen als auch in Kinderbetreuungseinrichtungen ein echter Gewinn.
Vorteil für die Eltern:
Sie können einfach anrufen wenn Bedarf besteht und sie müssen nicht hektisch nach einer privaten Möglichkeit suchen.
Vorteil für Dich:
Du bekommst einen Notfallplatz bezahlt, egal ob er in Anspruch genommen wird oder nicht.
Nachteil:
Wechselnde Kinder in der Gruppe können die Gruppendynamik stark verändern.
Die Kinder kennen Dich ggf. nicht, es gibt keine Eingewöhnung.
Diese Nachteile sind nicht zu unterschätzen. Du solltest genau darüber nachdenken, wie Du damit umgehen kannst und ob das wirklich was für Dich ist. Wenn Du es anbieten möchtest, macht es Sinn, bei betrieblichen Veranstaltungen des Unternehmens vor Ort Präsenz zu zeigen, z.B. mit einem Bastelangebot. Dann können die Eltern und die Kinder Dich schon mal persönlich kennenlernen.
3. Gründe eine Großtagespflege gemeinsam mit einem Unternehmen
Kleine und mittelständische Unternehmen können sich zusammentun und gemeinsam mit einer (oder mehrerer) Kindertagespflegepersonen betriebliche Kinderbetreuung anbieten.
Das Unternehmen unterstützt in diesem Fall die Suche nach passenden Räumlichkeiten und trägt auch bei notwendigen Investitionen einen großen Anteil.
Die Tagespflegepersonen sind entweder selbständig tätig und haben das Unternehmen als festen Kooperationspartner oder sie werden vom Unternehmen angestellt.
Bei einer Anstellung sind wichtige Belange hinsichtlich Arbeitszeit und Betriebsstätte zu beachten. Da in der Kindertagespflege eine Schichtarbeit nicht erlaubt ist, kann es zu schwierigen Pausenregelungen führen.
Sicherlich gibt es noch andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Unternehmen.
Stop! Nur Unternehmen?
Nein, ganz besonders interessant sind solche Kooperationen für Pflegedienste, Pflegeheime, Krankenhäuser und Universitäten.
Du siehst, es gibt viele Wege, die eigene Selbständigkeit als Tagesmutter oder Tagesvater zu gestalten, auch wenn die Grenzen manchmal eng erscheinen.
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Gabriele und Manuela